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Brief an die Regierung

Regierung der Bundesrepublik Deutschland!

Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich?

Offenbar für sehr dumm. Ich soll mit Bratwürstchen oder Riesenradfahrten zu einer Impfung gelockt werden, die nicht ordnungsgemäß zugelassen ist, über deren Nebenwirkungen niemand sprechen darf und die nichts davon hält, was versprochen wurde.

Haltet ihr mich für eine dressierte Labormaus, die allein ihren Instinkten folgend zum Futternapf oder in den Vergnügungspark eilt und im Gegenzug gern alles mit sich machen lässt?

Das Menschenbild, das Bild vom Bürger, das ihr als Regierung in den letzten zwei Jahren offenbart habt, lässt mich in tiefschwarze Abgründe schauen. Nicht, dass ich vorher geglaubt hätte, dass dieses Bild in der Zeit zuvor überaus edel ausgefallen wäre, aber dass es so schlimm ist, hätte ich vielleicht doch nicht gedacht.

Ich werde seit zweieinhalb Jahren von euch wie ein kleines, ungehorsames Kind gegängelt und bevormundet. Ihr als deutsche Regierung scheint also der Überzeugung zu sein, dass man mir erklären muss, wie ich mir richtig die Hände wasche. Ich weiß auch nicht, wie ich es die Jahrzehnte davor ohne Anleitung hinbekommen habe. Ihr als deutsche Regierung erklärt mir, wie ich korrekt niese und huste und meine aerosolischen Abfallprodukte solidarisch einwandfrei in die Umwelt entsorge. Ich weiß auch nicht, wie ich die Grippewellen zuvor überlebt habe. Ihr bestimmt, wie viele Meter ich mich Menschen nähern darf, wie viele Menschen ich treffen darf, wie viele Schüsse ich mir geben lassen muss, wenn ich weiter ein gesellschaftliches Leben pflegen möchte, ob ich abends nach 22 Uhr meine Wohnung verlassen darf und ob ich frei atmen darf oder mir eine Atembarriere anlegen muss.

Zur anstehenden Landtagswahl bekomme ich Bonbons dafür, dass ich das richtige Kreuz mache. Toll. Betrachtet als Reiz-Reaktionsmaschine fühle ich mich richtig gut. Ich habe das Gefühl, dass ihr als Regierung mir richtig viel zutraut. Hauptsache Bonbon, Bratwurst, Pizza, alles gratis – und ich tue alles, was ihr von mir wollt.

Wenn es dabei bliebe, wie ich mir die Hände wasche und wie ich niese – nein, ihr als Regierung möchtet mir auch mitteilen, wie ich denken soll. Großartig. Wie praktisch. Seit zweieinhalb Jahren ist klar, was ich denken darf, was nicht, was ich sagen darf, was nicht und dass es keine roten Linien mehr gibt.

Ich darf untergehen im großen Wir, im großen solidarischen Wir. Und dabei soll ich mich großartig fühlen und mir selbst Applaus klatschen, dass ich offiziell zu den Guten gehöre, weil ich alle Regeln befolge. Die Belohnung der moralischen Überlegenheit ist der Bonbon für die Seele, für den ich alle Einschränkungen verständnisvoll in Kauf nehme. Ich suhle mich im Wir, wir wollen doch nicht alle sterben, ich schütze euch, weil ich alles tue, was ihr mir sagt.

Scheiß was auf die Aufklärung, die geistige Entwicklung der letzten 300 Jahre. Wir sind solidarisch. Mehr braucht es nicht.

Betreutes Denken, wohin man schaut. Und wehe, ich denke anders und sage das auch noch und handle etwa auch noch nach meinen eigenen ethischen Werten. Die Konsequenzen sind hart. Berufsverbot, soziale Ausgrenzung, staatlich angeordnetes Mobbing.

Ich werde auf Linie gebracht, mit allen Mitteln. Du willst doch nicht etwa ein Querdenker sein, ein Nazi? Du willst doch nicht etwa deine Freunde und deine Familie verlieren? Deinen Job?

Nicht geehrte Regierung, was ihr tut, ist nicht nur bevormundend und gängelnd, es ist gewalttätig. Ihr droht mir, ihr nötigt mich, ihr erpresst mich, ihr macht mich zu einer beliebig verfügbaren Masse, ihr verachtet meinen freien Willen, meine Würde, mein Denken.

Ihr habt anscheinend völlig vergessen, wer der Souverän in diesem Land ist, was es heißt, alle Gewalt geht vom Volke aus. Ihr seid zum Handlanger von Großkonzernen und der Pharmaindustrie geworden und lasst euch von den Medien am Nasenring durch die Manege führen.

Ihr behauptet, ihr wollt mich schützen. Aha. Eine interessante Behauptung.

Wenn mir jemand mehrere Monate lang Horrorbilder und Horrornachrichten davon durch das Hirn jagt, wie es ist als Corona-Kranker qualvoll ersticken zu müssen und für den Tod anderer verantwortlich zu sein, um mich dann, wenn ich tatsächlich infiziert oder positiv getestet bin, einsam wegzusperren, mir jeden sozialen Kontakt zu verbieten und mich mit der Erkrankung und der durch euch erzeugten Angst komplett allein zu lassen, dann fällt es mir schwer, dies als Schutz zu betrachten.

Wenn ihr mir verbietet, mich von sterbenden Angehörigen zu verabschieden, mir verbietet, als Patient im Krankenhaus Besuch zu kommen, wenn ihr mir in all den Momenten, in denen ich dringend Beistand von meinen Freunden und meiner Familie brauche, genau diesen Beistand verwehrt, alles unter der Prämisse von Infektionsschutz und Alternativlosigkeit, dann seid ihr einfach unmenschlich, grausam. Die Menschen mit ihrer unterdrückten Todesangst in Furcht und Schrecken zu versetzen, um sie dann von sozialen Kontakten abzuschneiden, zu verbieten sich zu umarmen, sich nah zu sein, um sie dann beliebig manipulieren zu können, ist nur widerlich.

Ihr habt behauptet, wir müssen die alten Menschen schützen, die vulnerablen Gruppen. Ich versuche immer noch zu verstehen, was ihr unter Schutz eigentlich versteht. In diesem Falle hieß es, dass man für unsere Großmütter und Großväter monatelang in Alten- und Pflegeheimen Isolationshaft anordnete. Als hätte man als alter Mensch in diesem Land, der in einer Einrichtung lebt, keinen freien Willen mehr, als dürfte man nicht mehr selber entscheiden, ob man lieber am Corona-Virus oder an Einsamkeit und Verzweiflung stirbt.

Was für ein humanistisches Menschenbild.

Ihr wollt mir mein Lebensrisiko abnehmen? Ihr wollt mich vor meiner eigenen vermeintlichen Dummheit schützen?

Es sollte gar kein böser Brief werden, das tut mir jetzt wirklich sehr leid. Ich will Euch doch nur davor beschützen, weitere Dummheiten zu begehen.

Es gebe noch so vieles zu schreiben. Es ist so viel Unmenschliches, Fürchterliches und Grausames geschehen unter dem Deckmäntelchen eines sog. Infektionsschutzes, dass ich eigentlich viele, sehr viele Seiten schreiben müsste.

Und nein, ich bin weder Querdenker noch Nazi noch Schwurbler noch Verschwörungstheoretiker noch gehöre ich der AfD an. Ich bin Mensch. Fühlender und denkender Mensch.

Und ich habe nicht vergessen, dass Menschen eine Seele haben, dass sie fühlende Wesen sind, die leiden, wenn man sie monatelang mit angeblich alternativlosen Maßnahmen quält, wenn man ihnen permanent etwas verspricht, was man dann doch nie hält. Ich weiß, dass niemand Menschen dazu zwingen sollte sich zu maskieren. Dass man Kindern nicht das Recht auf freie und ungestörte Entwicklung nehmen darf. Ich weiß, dass die Würde des Menschen unantastbar sein sollte, dass man Menschen nicht das Recht nehmen darf, einander nah zu sein, sich zu trösten, selbstbestimmt zu leben und zu sterben.

Nicht geehrte Regierung – da es in Eurer Vorstellung offenbar nicht mehr vorkommt: Es gibt so etwas, das nennt sich Eigenverantwortung.

Das heißt, dass man den Menschen zutraut, dass sie wissen, wie sie richtig niesen und husten, wie sie sich verhalten, wenn sie krank sind. Das heißt, dass man ihnen die Entscheidung überlässt, ob sie sich eine Maske anziehen oder nicht. Ob sie sich impfen lassen oder nicht. Ob sie sich monatelang zu Hause zurückziehen oder das Risiko einer Infektion in Kauf nehmen.

Das gibt es wirklich. Echt.

In fernen Zeiten vor der Pandemie soll es Vertreter von euch gegeben haben, die das noch wussten. Die haben mir weder vorgeschrieben, ob ich auf Parkbänken verweilen darf noch ob ich für die Freiheit frieren muss. Die haben mir noch zugestanden, dass ich Fallschirm springen und Motorrad fahren darf, auch wenn ich danach ein Krankenhausbett brauchen sollte. Dass ich so viel rauchen und saufen darf, wie ich will, auch wenn ich danach medizinisch behandelt werden muss. Dass es allein meine Entscheidung ist, ob ich versuche mich selbst zugrundezurichten oder ein gesundes Leben zu führen.

Das waren noch Zeiten. Konnte ja keiner ahnen, dass die so schnell vorbei sind.

Und dass wir dann alle einspurig unterwegs sein müssen, um nicht als sozial aussätzig zu gelten.

Nichts für ungut. Jeder macht mal Fehler. Ihr halt ein paar mehr. Ich weiß wirklich nicht, welcher Teufel euch reitet. Aber ich bin sicher, es sind mehrere.

In diesem Sinne,

ein paar demokratische Grüße mit deutlichen roten Linien,

ein fühlender und denkender Mensch