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Von Hoffnung, Katastrophenlust und der Chaostheorie

 „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ – Hölderlins bekannte Worte aus seinem Patmos-Gedicht von 1803.

In krisengeschüttelten Zeiten wie diesen ist das Zitat wieder einmal aktuell und eine Erinnerung daran, dass es gerade dann gilt, die Perspektive zu wechseln.

Man kann nur auf wachsende Gefahren schauen – dann sieht man neue drohende Lockdowns, einen drohenden Atomkrieg, eine Klimakatastrophe, eine in diversen Bereichen drohende smarte Diktatur mit dem damit verbundenen Überwachungsstaat, die Zerstörung der Infrastruktur in Bereichen alternativer Heilkunde, die Abschaffung der Selbstbestimmung des Individuums und vieles mehr. Wachsende Gefahren führen zu Angst, zu einer dauernden Alarmstimmung.

Und tatsächlich ist es momentan egal, ob man sich die sog. mainstream-Medien oder die sog. alternativen Medien anguckt – allenthalben wird Angst geschürt, ist eine Lust an der Katastrophe und am Untergang zu beobachten. In den mainstream-Medien sind es neue drohende Corona-Wellen, der Energie-Kollaps aufgrund des Ukraine-Krieges sowie dessen mögliche Ausweitung, die einen Angstpegel erzeugen; in den sog. alternativen Medien geht es um den sog. great reset, die große Agenda, die das Bargeld verschwinden lässt, in der das Weltwirtschaftsforum zusammen mit der WHO die Weltherrschaft übernimmt, die uns in eine grüne Gesundheitsdiktatur und die vollkommene Überwachung treibe.

Zugegeben, hier wie da keine besonders schönen Aussichten. Und ebenfalls zugegeben, ich persönlich bin zunehmend von der Katastrophenlust genervt. Diejenigen, die sich noch vor ein paar Monaten aufregten über eine Regierung, die, wie anhand eines geleakten Papiers aus dem Innenministerium aufgedeckt wurde, bewusst die Bevölkerung durch das Schüren von Angst manipulierte, untergraben derzeit jegliche Form von Hoffnung, indem sie diverse Szenarien unentwegt ausmalen und verbreiten, in denen kein Mensch, dem etwas an Autonomie und Freiheit liegt, Freude haben würde.

Der Psychoonkologe Carl Simonton schrieb: „Wer deine Hoffnung untergräbt, ist eine Gefahr für deine Gesundheit.“ Dieser Satz, der für krebskranke Menschen von zentraler Bedeutung ist in der Hinsicht, sich nicht durch Endzeitprognosen bezüglich der Lebenserwartung den Lebenswillen brechen zu lassen, scheint in diesen Zeiten aktueller denn je.

Gleichgültig aus welcher Ecke Angst geschürt wird, ob von einem allgemein als gültig anerkannten Narrativ oder von alternativen Plattformen, deren Mitglieder sich für aufgewacht halten – alle, die gerade die Hoffnung von uns Menschen untergraben, bedrohen unsere Gesundheit. Dafür brauchen wir dann keine Pandemie oder Corona-Viren oder anderes mehr.

Und ich schreibe nicht von blinder Hoffnung, von jener, die sagt, es wird schon alles gut, weil sie nicht hinsehen will, wissend, dass sie dann stirbt, sondern von der echten Hoffnung, die angesichts allen Übels und Grauens weiß, dass genau darin eine Aufforderung zu Verwandlung und Entwicklung liegt.

Über Hoffnung ist schon viel geschrieben worden – sie stirbt bekanntlich zuletzt. Aber sie stirbt immer stückchenweise. Katastrophisierende Gedanken sind ein Zentralangriff auf die Hoffnung. Menschen brauchen aber Hoffnung, um zu leben und zu überleben.

Der Journalist und Schriftsteller Friedrich Sieburg schrieb: „Der Alltag der Demokratie mit seinen tristen Problemen ist langweilig, aber die bevorstehenden Katastrophen sind hochinteressant ... Wenn wir schon mit unserem Dasein nichts Rechtes mehr anzufangen wissen, dann wollen wir wenigstens am Ende einer weltgeschichtlichen Periode stehen. Richtig zu leben ist schwer, aber zum Untergang reicht es allemal.“

Wenden wir den Blick ab von all den drohenden Gefahren, und wenden wir den Blick dem Rettenden zu.

Was sehen wir dann? Nehmen wir etwas wahr, oder haben wir längst uns so sehr der Lust an der Katastrophe und am Untergang verschrieben, dass wir das Rettende nicht mehr erkennen können?

Vielleicht sollten wir uns jeden Tag bewusst diesen guten Kräften zuwenden, die immer und überall anwesend sind, sollten uns fragen, wo das Rettende für uns ist. Vielleicht mögen manchem solche Worte zu groß, zu gewaltig klingen – und mancher wird zynisch sagen, das Rettende, was soll das schon sein, retten können wir uns eh nur selbst und die meisten sind zu dumm dafür.

Vieles in der Welt und von uns mag angegriffen und zerstört werden, aber es gibt etwas, das bleibt, das ist unverletzlich, das ist unsere menschliche Integrität, die Verbindung mit unserem Ursprung. Dafür gibt es viele verschiedene Namen.

Und daher bedeutet hoffen auch sich zu erinnern, sich an unseren Ursprung zu erinnern, dass wir geistige Wesen sind, die hier eine Aufgabe haben. Es ist die Bereitschaft sich verwandeln zu lassen, und der Mut sich von den dunklen Kräften abzuwenden.

Nie zu unterschätzen ist der Sog ins Dunkle, gleichgültig, ob wir gern auf der Welle des Dunklen surfen oder ob wir dagegen kämpfen.

Und es sei gesagt, manch einer, der derzeit den Teufel an die Wand malt und erklärt, alles sei von langer Hand vorbereitet und nun werde das Damoklesschwert in Form einer Agenda auf uns niedersausen, der vergisst, dass der Teufel nicht blöd ist und dass er nicht zentralistisch agiert.

Und das sei auch gesagt: Die meisten, die derzeit das Schlimmste befürchten, gehen von linearen Systemen aus, in denen Ursache und Wirkung proportional zueinander stehen und deren Verhalten sich daher sehr genau vorausberechnen lässt. Hier liegt einer der größten Denkfehler von fast den meisten Kritikern, Befürwortern, Gegnern, Fürsprechern. Laut der Chaostheorie sind die wenigsten Systeme linear, sondern chaotisch – in ihnen kann eine winzige Änderung zu völlig anderen, nicht vorhersagbaren Ergebnissen führen. In diesen chaotischen Systemen bilden sich dann auch jene Fraktale, geometrische Strukturen, die in beliebiger Vergrößerung immer wieder ähnlich aussehen. Die Effekte chaotischer Systeme sind Wetterphänomene, alle turbulenten Strömungsvorgänge, der Lauf von Billardkugeln, die Bewegung der Himmelskörper in unserem Sonnensystem und vieles mehr.

Alle, die zur Zeit so genau zu wissen meinen, wo alles hinführt, haben diese Unwägbarkeit unserer Welt unter den Tisch fallen lassen.

Malen wir das Licht an die Wand. Sehen wir dabei zu, wie jetzt im Mai jeden Tag Samen aufgehen, wie Keimlinge wachsen, wie Blüten aufspringen, wie das Grün sich verbreitet, wie tot geglaubte Rosenstöcke wieder anfangen zu sprießen. Und erkennen darin die Kraft unseres eigenen Geistes!

 

 

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