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Pandemische Irrtümer

'Die Daumenschrauben werden wieder angezogen' - unsere Gesellschaft wird nun von der sog. 2G-Regel dominiert, d.h. ungeimpfte Gesunde bleiben draußen. Der Druck auf die bisher Ungeimpften soll nun so lange erhöht werden, bis die letzten Widerständler in die Knie gehen und sich die Spritze geben lassen.

 

Bereits im April letzten Jahres schrieb ich über die Anwendung der schwarzen Pädagogik durch die Politik (https://www.gydecallesen.de/2020/04/09/schwarze-p%C3%A4dagogik-f%C3%BCr-das-ganze-volk/).

 

Als jemand, die sich seit über zehn Jahren mit Gewaltforschung und Gewaltprävention beschäftigt, die viel mit schwer traumatisierten Menschen gearbeitet hat, die erlebt hat, was Folter mit Menschen machen kann, bin ich fassungslos, wenn ich mir die derzeitigen Vorgehensweisen unserer Regierung anschaue.

 

Typisch für Gewaltstrukturen, sei es familiärer oder gesellschaftlicher Art, sind Machtmissbrauch, Abhängigkeit und Anpassung. Es wird gedroht: Wenn du nicht dies oder jenes machst, dann wird dies oder jenes passieren....

Wenn jemand nicht gehorchen will, wird sein Wille Schritt für Schritt gebrochen. Gängige Mittel sind dabei die Anwendung von jeglicher Form von Gewalt bis hin zu Folter. Schmerz soll Widerstand beenden.

Es werden Exempel statuiert, es werden Verhaltensmuster geprägt - irgendwann ist die tatsächliche Anwendung von Gewalt nicht mehr nötig, es reichen allein Andeutungen, um gewünschtes Verhalten zu erzeugen.

 

Opfer von Gewalt fangen an sich anzupassen, sie antizipieren das Verhalten des Täters, um seelischer und körperlicher Pein zu entgehen. Sie kommen den Wünschen des Täters entgegen in dem Glauben, dass sie dadurch den Kreislauf der Gewalt durchbrechen könnten. Die Fehlannahme ist: Wenn ich keinen Fehler mache, dann werde ich keine Strafe in Form von Gewalt mehr erleben.

 

In Gewaltbeziehungen entstehen Abhängigkeiten, die von Außenstehenden kaum zu verstehen sind. Es sind sog. traumatische Bindungen. Traumabindungen sind emotionale Bindungen zu einem Individuum (und manchmal auch zu einer Gruppe), die aus einem wiederkehrenden, zyklischen Muster von Missbrauch entstehen, das durch intermittierende Verstärkung durch Belohnungen und Bestrafungen aufrechterhalten wird. Trauma-Bindungen basieren auf Terror, Dominanz und Unberechenbarkeit.

 

Warum schreibe ich dies?

In neunzehn Monaten Pandemie lassen sich in der Rhetorik und den Maßnahmen der Politik sämtliche typische Strukturen von Gewalt und Machtmissbrauch erkennen.

Menschen glauben zu verstehen: Ich bekomme meine Freiheit nur zurück, wenn ich die Maßnahmen des Staates akzeptiere, wenn ich in den Lockdown gehe, wenn ich mich den Regeln unterwerfe.

Bekannt ist jener Spruch: Nur zwei Wochen noch, wir müssen uns nur noch zwei Wochen zusammenreißen. Aus jenen zwei Wochen wurden bekanntlich Monate.

Wenn ich mir die Spritze geben lasse, dann kehrt die Freiheit zurück.

Bekanntermaßen haben sich sehr viele der jetzt Geimpften nur impfen lassen, um ihre Freiheit zurückzubekommen.

‚Dann lass ich mich halt impfen, damit der Wahnsinn ein Ende hat’ - das ist der Ausspruch vieler Menschen gewesen.

Doch der Wahnsinn hat kein Ende.

Und genau hier ist der Haken bzw. das Typische an Gewaltstrukturen: Anpassung führt nicht zur Befreiung.

Sie führt letztlich tiefer in den Kreislauf von Gewalt und Abhängigkeit hinein.

Dies scheinen sich viele Menschen nicht bewusst zu machen – jeder Mensch, der in diesem Spiel mitspielt, trägt zur Aufrechterhaltung des Unrechtes und der Unterdrückung bei.

 

Die Deutschen haben sehr bereitwillig die Lockdowns und alle anderen Maßnahmen mitgetragen, die meisten von ihnen sind bereit, sich notzugelassene Impfstoffe verabreichen zu lassen, damit wir doch bitte endlich wieder zu unserer alten Normalität zurückkehren können.

Sie unterliegen dem Irrtum, dass Anpassung helfen könnte. Es ist eine allzumenschliche Hoffnung.

Doch wir erleben tagtäglich, dass Anpassung und Unterwerfung unter noch so unsinnige Regeln dazu führt, dass die Maßnahmen noch schärfer, noch einschneidender werden.

 

Typisch für Folter ist, dass niemals mit den härtesten Maßnahmen begonnen wird.

Das Brechen des Willens erfolgt stückweise und damit erlischt auch stückweise der Wille zum Widerstand. In Pandemiezeiten wurde oft das Bild vom Frosch im Wasser gebraucht: Wirft man den Frosch sofort in heißes Wasser, ist er tot. Wenn man nach und nach das Wasser immer heißer werden lässt, gewöhnt er sich daran.

 

Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Grundrechte ausgesetzt werden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Staat in unser Privatleben hineinregiert. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Freiheit nichts mehr ist, was uns unsere Verfassung garantiert. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir gezwungen werden können, uns experimentelle Medikamente verabreichen zu lassen, weil wir sonst unsere Arbeit verlieren. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Andersdenkende diffamiert und diskreditiert werden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Maßnahmen nicht logisch sind. Wir haben uns daran gewöhnt, dass gesunde Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Wir haben uns daran gewöhnt, überall unseren Impfpass vorzuzeigen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns mit Freiheitsentzug gedroht wird. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir nicht mehr über unseren Körper frei bestimmen können. Wir haben uns daran gewöhnt, nicht mehr frei atmen zu können. Wir haben uns daran gewöhnt, erpresst zu werden.

Wir werden uns sicher noch an vieles gewöhnen können.

 

Das Gefährliche an Gewalt und Folter ist die Manifestation des Gnadenaktes.

Nicht mehr jene, die die Freiheit nehmen, rechtfertigen den Freiheitsentzug, (das wäre normal und rechtskonform), sondern diejenigen, die ihre Freiheit zurückfordern, sind unter Erklärungsdruck. Hier werden Grundsätze des Rechtsstaates verdreht.

Das Gewähren von ein wenig Freiheit in der sommerlichen Jahreszeit, ist der Gnadenakt der Politik.

Und während wir uns in vermeintlicher zurückgewonnener Freiheit wähnen, werden bereits die nächsten Schritte, die noch einschneidender sein werden, vorbereitet. Das ist das klassische Vorgehen bei Folter.

 

‚Zumindest das geht’ – dies war ein ebenfalls ein oft gehörter Ausspruch, wenn Menschen sich in Zoom-Sitzungen in der digitalisierten Welt zum Singen, Tanzen und Yoga machen trafen. So verständlich diese Aussage ist, so gefährlich ist sie, denn sie ist Zeugnis dafür, dass eine missbräuchliche Beziehung zwischen Staat und Individuum erfolgreich installiert wurde.

Menschen, die brutaler Gewalt und Folter ausgesetzt sind, sind froh über jede Verschnaufpause, die ihnen gnädigerweise gewährt wird.

Doch wer in dieser Verschnaufpause sich frei wähnt, hat die Spielregeln nicht verstanden.

 

Wir müssen anfangen zu denken und uns fragen, in welche Abhängigkeit wir uns derzeit begeben wollen.

Wir müssen aufhören aus Angst zu handeln.

Freiheit entsteht niemals in der Anpassung an zutiefst pathologische Systeme.

Freiheit entsteht in uns selbst, durch klares Denken und Handeln, und durch Aufrichtigkeit.