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Das Leben einer Labormaus

Wir befinden uns in einem Laborversuch mit 83 Millionen Menschen – mit unbekanntem Ausgang. Wir sind eingesperrt in einem Käfig namens Bundesland oder Stadt, und wir werden konditioniert. Man spielt uns wochenlang täglich schreckliche Nachrichten und Horrorszenarien angesichts eines tödlichen Virus namens Corona vor und misst unseren Angstpegel.

Der Angstpegel steigt messbar – die Bevölkerung befindet sich nach dem sog. Lockdown zwei Wochen in einer Angststarre, bewegt sich nicht mehr, sitzt paralysiert vor ihren smartphones zu Hause und studiert im Viertelstundentakt Infektionszahlen. Zeitgleich mit den Horrornachrichten werden uns immer wieder Tag und Nacht Sätze ins Ohr geflüstert: Wir halten Abstand. Wir sind solidarisch. Danach werden wir erneut schrecklichen Bildern ausgesetzt, die unser Angstzentrum im Gehirn aktivieren und den Bereich im Gehirn, der für Denken und Reflexion zuständig ist, ausfallen lassen. Zeitgleich werden wir von den Dingen getrennt, die für uns wichtig und lebensnotwendig sind. Wir dürfen nicht mehr arbeiten. Wir dürfen unsere Kinder, Enkel und Eltern nicht mehr sehen. Wir werden getrennt von unseren sozialen Kontakten. Wir dürfen nicht mehr reisen, nicht mehr woanders übernachten. Der Stresspegel steigt. Die Durchführenden des Versuches, Virologen und ihre Helfershelfer namens Regierung, beobachten uns genau, vierundzwanzig Stunden am Tag. Über unsere smartphones erkennen sie unsere Bewegungsprofile.

Damit wir nicht merken, dass wir in einem Laborversuch eingesperrt sind, wird unsere bisherige Staatsform außer Kraft gesetzt. Mithilfe eines über Nacht veränderten Infektionsschutzgesetzes werden die Grundrechte, das bisherige Rückgrat unserer Demokratie, weitestgehend ausgesetzt. Man misst weiterhin unseren Angstpegel. Nach den ersten zwei Wochen der Schockstarre sinkt dieser. Erneut werden alle Zeitungen und Nachrichtensender, die von uns bisher als seriös angenommen wurden, aufgefordert, uns erneut mit steigenden Infektionszahlen, Bildern von Särgen und beatmeten Menschen zu bespielen. Sobald der Angstpegel wieder auf das von den Versuchsleitern geforderte Maß gestiegen ist, werden weitere Maßnahmen ergriffen, die unser Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit weiter steigern sollen. Zwischendurch sterben einige von uns, nicht an Corona, sondern an häuslicher Gewalt, an Suizid, infolge nicht behandelter Herzinfarkte, an Einsamkeit. Schweigend räumen die Versuchsleiter mit einem Achselzucken diese Leichen beiseite. Solch ein Versuch kostet eben Opfer.

Einige von uns, deren Denken noch nicht ganz ausgefallen ist, leisten Widerstand. Die Versuchsleiter lassen den Satz: ‚Wir sind solidarisch’ noch öfter in unser Ohr spielen. Sie beobachten, wie die Aggressivität zwischen uns steigt. Die Unsolidarischen werden gemeldet bei der Versuchsleitung, von uns selbst. Wir haben begriffen, wie wir in diesem Versuch am besten überleben: Anpassen und schweigen. Die, die weiter Widerstand leisten, tragen Spuren von Verleumdung, Denunziation und Ausgrenzung davon. Die Versuchsleiter beobachten sie genau, um festzustellen, wie weit man gehen muss, um den letzten Widerstand zu brechen. Dabei setzen sie auf Selbstzerstörung. Wer sich in der Enge des Systems zu sehr aufregt, erleidet irgendwann einen Zusammenbruch, körperlich oder psychisch. So werden nach und nach alle Widerständler entfernt. Um den Keim des Widerstandes gänzlich zu eliminieren, sagt man uns, das Vorgehen sei alternativlos. Sonst würden wir alle sterben.
Täglich ruhen die kühlen Augen der Virologen auf uns – sie erklären, dass sie dieses Experiment verlängern, auf unbestimmte Zeit. In der Enge des Versuchsfeldes ohne jede Möglichkeit zu fliehen, wird es für uns zunehmend ungemütlich. Wer in dieser Zeit stirbt, wird aussortiert und an den Rand des Versuchsfeldes hinter Plexiglas verlegt. Ebenso werden die Alten und Kranken von uns in einem gesonderten Laborfeld eingesperrt, der Zugang zu ihnen ist nicht mehr erlaubt.
Wir seien von einem tödlichen Virus bedroht. Wir vergessen, dass Leben mehr ist als atmen und essen. Wir vergessen unser Leben davor, wissen nicht mehr, was Umarmungen sind, was ins Büro gehen bedeutet, was Kinos und Theater sind, was Restaurants sind. Wir vergessen, was Demokratie ist. Wir vergessen, dass wir nicht nur aus einem Körper bestehen, sondern auch eine Seele und einen Geist haben. Wir haben Angst. Wir glauben, dass wir nicht mehr handeln können. Wir folgen. Und wir beten unser neues Corona-Unser: Wir halten zusammen. Wir halten Abstand. Wir sind solidarisch. Das ist unsere neue Religion. Unsere alten Kirchen und Glaubensstätten sind geschlossen worden.

Die Versuchsleiter sprechen von einer neuen Normalität, an die wir uns gewöhnen sollen. Aber es gibt immer noch Widerstand. Und der Angstpegel sinkt aus unerklärlichem Grund. Das Experiment droht zu scheitern. Immer mehr von uns scheren aus, erinnern an die Grundrechte, an die Demokratie. Die Versuchsleiter werden nervös und denken darüber nach, wie sie den Angstpegel wieder dauerhaft erhöhen und zuviel Denken verhindern können. Sie entscheiden sich für Sauerstoffreduktion. Wir werden angehalten, von nun an durch Masken zu atmen. Das erschwerte Atmen und die damit verbundene Beklemmung lassen den Angstpegel wieder steigen. Zudem können wir uns nicht mehr anlächeln, unsere Mimik ist in Quarantäne. Messbar steigt die Angst wieder an. Die Versuchsleiter nicken zufrieden. Das Experiment geht weiter – mit unbekanntem Ausgang.