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Die Maske des Wir

Mein Kommentar zu einem Post von Herrn Weil bei facebook, in dem er sich mit Mundschutz präsentiert und darunter schreibt: Wir halten Abstand. Wir halten zusammen.

Ich möchte nicht permanent von einem Wir umarmt werden, das ich nicht kenne. Ein Wir ist mir höchst suspekt - es suggeriert Gemeinsinn und macht Solidarität zur Pflicht, die sich eigentlich dadurch auszeichnet, dass sie freiwillig ist.
WIR halten schon lange nicht mehr zusammen....wir prügeln uns um Klopapier, wir denunzieren unsere Nachbarn, wir schmeißen Menschen aus Pflegeberufen aus den Geschäften.... ist dies das Wir, das Sie meinen? Oder ist es das Wir von 'Wir sind ein Volk'?
Sind PolitikerInnen und Bevölkerung noch ein Wir? Auf einer Linie? Waren sie das jemals? Herr Weil, von welchem Wir sprechen Sie? Ihr Wir soll mir suggerieren, dass ich mit Ihren Maßnahmen einverstanden bin. Das bin ich aber nicht.
Sie machten gestern Masken zur Pflicht, (nachdem Sie am Abend vorher noch behauptet haben, das Gegenteil tun zu wollen), statt dem so disziplinierten Volk zu vertrauen und ihm ein Stück Eigenverantwortung zu überlassen. Ist es das Wir aus einer lebendigen Demokratie? Mitnichten. Dann würden Sie mit uns BürgerInnen sprechen, über den Ausstieg aus dem Lockdown mit uns reden, uns zur Diskussion einladen. Sie haben sich darauf verlegt, in Form von Sperren, Pflichten, Zwängen und Bußgeldern mit uns zu kommunizieren. Und dann schreiben Sie: Wir halten zusammen.
Habe ich da irgend etwas falsch verstanden?
Die Maske als Sinnbild einer vermeintlichen Solidarität zu installieren, heißt im Umkehrschluss auch, die Verweigerer dieser Maßnahme als unsolidarisch zu brandmarken. Wer keine Maske trägt, fällt aus Ihrem Wir heraus. Er oder sie wird zu einem Ziel von Diffamierung und Ausgrenzung. Eine Maskenpflicht löscht das Individuum aus, sie erzeugt Uniformität und befördert Mitläufertum. Wie gefährlich diese Dynamik werden kann, kennen wir aus der Geschichte unseres Landes.
Ich als Bürgerin dieses Landes, das ich einmal liebte, das ich allerdings immer weniger wiederzuerkennen vermag, verspüre zunehmend eine Ohnmacht gegenüber einer Regierung, die sich den Bedürfnissen der Menschen verschließt und eine Politik der Bevormundung inszeniert. Ein Wir würde für mich bedeuten, dass es noch einen Austausch gebe zwischen Bevölkerung und Regierenden, dass es Transparenz gebe und Ehrlichkeit. All dies kann ich nicht finden, darum ist meine dringende Bitte: Verzichten Sie auf ein Wir, wo es keines gibt. Vielen Dank.