· 

Das vermummte Gesicht – was zwischen uns (nicht mehr) geschieht, wenn wir alle Atemmasken tragen

In einem Supermarkt steht am Eingang der Spruch: Nichts ist ansteckender als ein Lächeln.
Doch das Lächeln verschwindet in diesen Tagen, verborgen unter Masken, die zwei Drittel unseres Gesichtes verbergen.
Wir interpretieren instinktiv in Sekundenschnelle, welche Emotionen im Gesicht unseres Gegenübers zu sehen sind – das diente dem Überleben. Anhand kleinster Nuancen können wir erkennen, ob das Gegenüber ärgerlich, genervt, ängstlich, traurig, fröhlich oder müde ist.
Zudem neigen wir dazu, emotionale Gesichtsausdrücke nachzuahmen, was wiederum die emotionsverarbeitenden Netzwerke im Gehirn beeinflusst.
Und es stimmt – nichts ist schöner, als wenn fremde Menschen sich auf der Straße anlächeln und damit zeigen: Hallo, ich sehe dich.
In diesen Tagen werden viele Maßnahmen ergriffen, ohne vorher abzuwägen, welche Folgen sie haben. Die komplexe Betrachtung ist längst einem einseitigen, angstgetriebenen Aktionismus gewichen.
Wenn wir auf der Straße, im Supermarkt, in der Bank überall nur noch verdeckte Gesichter sehen, sind wir nicht mehr dazu in der Lage, schnell und instinktiv abzuprüfen, wer uns da gegenüber steht. Das macht Angst.
Jeder kennt Bilder aus Magazinen und Zeitungen von übergroßen Arzt-Gesichtern, verhüllt von OP-Masken, die sich über den Betrachter beugen, begleitet von behandschuhten Händen – meist im medizinischen Kontext. Diese Bilder machen Angst, spielen mit unserer Angst, manipulieren uns. Unser Stammhirn signalisiert Gefahr – Achtung, da passiert gleich etwas, wir fühlen uns in unserer körperlichen und seelischen Integrität bedroht.
Nicht umsonst gibt es ein Vermummungsverbot in manchen Kontexten.
Da bringt es auch nichts, immer wieder auf Asien zu verweisen, wo das Tragen von Gesichtsmasken in das Alltagsbild gehört. Die dortige Mentalität ist eine ganz andere – Gesichtsverlust spielt eine große Rolle, Emotionen werden nicht offen gezeigt. Das zeigt, dass wieder verkürzte Vergleiche am Werk sind, dass nicht zu Ende gedacht wird. Man kann nicht das Maskentragen asialike zur Pflicht machen und dabei vergessen, dass es eine bestimmte Haltung braucht, die Asiaten diesbezüglich haben, die man Europäern aber nicht mal eben verordnen kann.
Wenn gerade bereits viele Menschen angstgetrieben handeln, was wiederum zu bekannten unsinnigen Verhaltensweisen führen kann, dann wird diese Angst durch allgemeines Maskentragen noch größer. So sagte vor einigen Wochen der Chef-Virologe der Bundesrepublik, dass er keinen medizinischen Nutzen in den Masken sehe, aber es demonstriere allen den Ernst der Lage, und darum sei es doch zu befürworten. Solche Bemerkungen sind kritisch zu betrachten – Angst schüren als Maßnahme ein Volk gefügig zu machen. In einem kürzlich aufgetauchten Geheimpapier des Innenministeriums wurde genau dazu aufgerufen. Mit rhetorischen Mitteln Angst und Schuldgefühle zu erwecken und zu verschärfen: Ein Kind müsse wissen, wenn es sich nicht die Hände wäscht und seine Mutter an Corona stirbt, dass es dann schuld daran sei. Wer sich nicht an die Maßnahmen halte, sei schuldig am qualvollen Cornona-Tod der eigenen Angehörigen.
Es kann einen schaudern. Sprache wird missbraucht, um Angst zu erzeugen. Und Angst wird missbraucht, um Gehorsam zu erzwingen. Und es wird verkauft als: Wir sind solidarisch. Man kann dieser Tage überall im Netz studieren, wie gehirngewaschen die Menschen in diesem Land bereits sind. Wenn jemand zu Recht auf die Gefährdung unserer Demokratie in diesen Tagen hinweist, dann folgt der Chor: Unsere Grundrechte sind nicht ausgesetzt, wir verhalten uns nur solidarisch und vernünftig. Und jeder, der etwas anderes behauptet, ist ein Verschwörungstheoretiker oder empathisch minderbegabt.
Es ist (derzeit noch) eine Entscheidung, das eigene Gesicht zu verhüllen. Und bevor man es tut, weil es alle machen, wäre es gut einmal darüber nachzudenken, was wir damit mitteilen.
Die Gesichtsmaske als umstrittene Maßnahme zur Verringerung des Infektionsrisikos ist zugleich der freiwillig angelegte Maulkorb der Ja-Sager.
Und vielleicht will man deren Lächeln auch gar nicht sehen.