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Eine Woche ohne Maske im maskierten Land - ein persönlicher Kommentar

Jetzt habe ich eine Woche hinter mir als eine der wenigen Nicht-MaskenträgerInnen unter lauter Maskierten. (Ich bin ärztlich davon befreit wegen Vorerkrankungen).
Das Fazit nach dieser ersten Woche ist ernüchternd, vielleicht sogar zerschmetternd.
Da geht man in einer Gesellschaft einkaufen, die seit Wochen von ihrer Solidarität entzückt ist, und erfährt verdeckte und offene Ablehnung, verbale und non-verbale Angriffe.
Ganz offenbar gilt hier nicht, was sonst immer gilt: Keine Regel ohne Ausnahme.
Ich habe versucht, das Ganze als Übung zu begreifen - in Abgrenzung, in Gelassenheit und Gleichmut. Zugegebenermaßen - es ist schwierig.
Diese Erfahrung, sofort unter Generalverdacht gestellt zu werden, als asozial beschimpft zu werden, somit zur Projektionsfläche des Volkszorns zu werden, ist, sagen wir mal, grenzwertig. Einkaufen ist nicht mehr einkaufen - einkaufen bedeutet jetzt, sich permanent rechtfertigen zu müssen, darauf angewiesen zu sein, dass Menschen einem Glauben schenken, dass sie es gerade nicht darauf anlegen, ihre Macht auszuspielen. Es bedeutet einen hohen Anspannungslevel - der Körper verspannt sich, man ist in Habachtstellung, um jederzeit einen Angriff parieren zu können.
Die Haltung der Selbstverständlichkeit, in der ich mich in den ersten Tagen übte, bröckelte, je mehr Anfeindungen kamen.
Wie damit umgehen, wenn man plötzlich als 'Gefährder' behandelt wird? Wie es ertragen, wenn Menschen vor mir ängstlich mit schreckgeweiteten Augen zurückzucken, weil ich in ihren Augen durch eine fehlende Maske bereits zur Lebensgefahr werde, auch wenn ich ja gar nichts habe?
Wie es hinbekommen, dass ich nicht schon im Vorfeld mir meine Rechtfertigungen zurechtlege, was völlig unangemessen ist? Es bilden sich scharfe Fronten - zwischen den TrägerInnen der vermeintlichen Solidaritätsmaske und den Gefährdern der Volksgesundheit. Man ist dafür oder dagegen, man ist solidarisch oder asozial. Hier wird ein gefährliches Schwarz-Weiß-Denken gepflegt, das wir aus Diktaturen und autoritären Regimen kennen. Hier werden Menschen zu Feinden erklärt, die lediglich wegen einer Vorerkrankung keine Maske tragen dürfen. Ich weiß, dass viele diese Maskenpflicht ablehnen, aber trotzdem mitmachen, weil sie keinen anderen Weg sehen. Man will ja noch einkaufen, und die Ladenbesitzer fürchten das Bußgeld. Von allen Seiten wird hier mit Angst gearbeitet.
Wer nicht mitmacht, aus welchen Gründen auch immer, wird so lange denunziert und verleumdet, bis er entweder einschert oder endgültig ausgegrenzt wird.
Heute beim Einkaufen hatte ich das erste Mal einen Anflug der Befürchtung, dass man in Zukunft damit rechnen muss, von Zeitgenossen wegen fehlender Maske verprügelt zu werden.
Hier wünschte ich mir Solidarität - je mehr Menschen die Maske ablegen, (deren medizinische Wirksamkeit laut vieler ÄrztInnen und WissenschaflterInnen gleich Null ist), desto weniger würden Menschen wie ich solchen extremen Anfeindungen ausgesetzt werden.

p.s. Alle, die mir jetzt schreiben wollen, dass ich doch einfach einkaufen lassen soll, bitte Artikel nochmals lesen.
p.p.s. Alle, die mir jetzt tragbare Plexiglas-Visiere empfehlen wollen, Artikel nochmals lesen."